Die
Böhsen Onkelz waren
eine deutsche Rockband, die 1980 gegründet
wurde und seit 2005 keine neuen Studioalben
mehr produziert.
Gründung
Inspiriert durch Bands wie die Sex Pistols
oder die Ramones gründeten Stephan
Weidner (17), Kevin Richard Russell (16)
und Peter 'Pe' Schorowsky (16) im November
1980 in Hösbach eine Punkband. Den
Bandnamen gaben ihnen einige Nachbarskinder
- denen die Jugendlichen im November 1980
den Schlitten wegnahmen - mit den Worten:
"...da sind wieder die bösen Onkels..."
(laut Angaben der Bandbiografie). Vorher
nannten sie sich nach eigenen Angaben auf
dem „Tour 2000“-Film für
2 Wochen „Beulenpest“. Russels
Mutter litt zu dieser Zeit an Alkoholismus,
Weidners Vater besaß ein Bordell und
ließ seinen Sohn in der angeschlossenen
Kneipe arbeiten. Die Band war anfangs hauptsächlich
im Großraum Frankfurt am Main aktiv.
1981 stieß Matthias 'Gonzo' Röhr
(18) hinzu. Dieser hatte bereits einige
Jahre lang Gitarre in verschiedenen Bands
(u.a. Antikörper, Headliner) gespielt
und brachte somit Erfahrung in die musikalisch
unbedarfte Band. Zunächst spielte Pe
das Schlagzeug, Stephan die Gitarre, Gonzo
den Bass und Kevin übernahm den Gesang.
Kurz vor der ersten Aufnahme zum Sampler
„Soundtrack zum Untergang 2“
wechselten Gonzo und Stephan die Instrumente.
Einstieg
in die Skinhead-Szene
Die
Band nahm ihre erste größere
Veröffentlichung auf dem eher linken
Punk-Sampler Soundtrack zum Untergang
Vol. II auf. Nachdem aber die bisher unpolitische
Punk-Bewegung immer weiter nach links
rückte, verlor die Subkultur an Interesse
für die Onkelz. Fußball wurde
wichtiger und die Schlägereien häuften
sich.
Deswegen orientierte die Band sich immer
mehr an der ursprünglich ebenfalls
unpolitischen Oi-Bewegung und machte auch
anfangs deren politischen Rechtsdrift
in den frühen 80ern mit. Sowohl die
ersten Auftritte als auch die damals veröffentlichten
Demos bedienten die Vorurteile ihrer unpolitischen
bis rechtsextremen Fangemeinde. 1984 folgte
die Veröffentlichung des Albums Der
Nette Mann bei Rock-O-Rama, das sich vom
Punk-Label immer mehr zum Rechtsrock-Label
entwickelte. Diese Platte wurde im September
1986 aufgrund von gewaltverherrlichenden
und sexistischen Inhalten indiziert. Kurze
Zeit später folgte durch das Amtsgericht
Brühl eine bundesweite Beschlagnahme,
also ein Totalverbot auch für Erwachsene.
Dies geschah aber nicht, wie oft fälschlich
angenommen, wegen rechtsextremer, sondern
wegen zwei extrem gewalttätiger Titel
(„Dr. Martens-Beat“ und das
Titelstück „Der nette Mann“).
Der Beschlagnahme-Beschluss ist mittlerweile
verjährt. Auf diesem Album wurden
auch patriotische Lieder, wie Stolz oder
Deutschland aufgenommen, was den Onkelz
einen verstärkten Kultstatus in der
rechten Szene einbrachte. Der Nette Mann
verkaufte sich bis zum Verbot eher mäßig
(laut Angaben der Bandbiografie rund 1000
mal), verbreitete sich jedoch schnell
in der Skinheadszene. Erst nach dem Verbot
wurde eine breitere Masse der Öffentlichkeit
auf das Album aufmerksam.
Obschon sich die Band von Rock-O-Rama,
aufgrund des wachsenden Rechtsextremismus
im Label, trennen wollte, musste sie ihren
Plattenvertrag erfüllen und ein letztes
Album veröffentlichen. Dies geschah
mit der EP Mexico. Die Band trennte sich
danach im Streit von diesem Label, daher
beinhaltete Mexico auch nur 6 Stücke.
Nach dem Ausstieg aus der Skinhead-Szene
In den späten achtziger Jahren war
es recht ruhig um die Band. Die folgenden
Alben handelten zwar anfangs noch immer
von Suff und Gewalt, wurden textlich und
musikalisch aber komplexer, trotz massiver
Probleme bedingt durch die Alkohol- und
Heroinabhängigkeit des Sängers
Kevin, die nach der Tötung des besten
Freundes der Band, Andreas „Trimmi“
Trimborn (am 16. Juni 1990), so sehr ausartete,
dass er fast gestorben wäre.
1992 gelang ihnen ohne jedes Marketing mit
dem Album Heilige Lieder der Einstieg auf
Platz fünf der deutschen Charts. Trotz
(oder gerade wegen) ihres immer größer
werdenden kommerziellen Erfolgs - und der
damit gesteigerten Aufmerksamkeit - war
die Band durch den Vorwurf, sie sei rechtsextrem,
der ab den frühen 1990er Jahren gegen
sie geäußert wurde, bis heute
schwer belastet. Im Zuge verschiedenster
rechtsradikaler Übergriffe in dieser
Zeit wurde verstärkt die rechte Vergangenheit
der Band in den Medien thematisiert, worauf
sich die Onkelz mit einer massiven Kritik
konfrontiert sahen, die unter anderem dazu
führte, dass sich mehrere Radiosender
und später auch TV-Sender (MTV und
VIVA) weigerten, Onkelz-Platten zu spielen.
Große Verkaufshäuser wie Media
Markt, WOM (World of Music) oder Saturn
verkauften die Tonträger der Onkelz
nicht.
Ende der 90er nahmen Media Markt und WOM
die Platten wieder in den Verkauf. In den
folgenden Jahren brachten die Onkelz mehrfach
ihre Ablehnung gegenüber „Extremismus
jeglicher Art“ zum Ausdruck, nahmen
an mehreren Rock gegen Rechts, sowie Rock
gegen Gewalt-Konzerten teil und engagierten
sich in sozialen Projekten. Die Band bezog
Position als Außenseiter, die jede
Art von Politik vehement ablehnt.
Die Band erkämpfte sich mit der Zeit
eine große Fangemeinde. 1998 verkaufte
sie von ihrem Album „Viva los Tioz“
ohne jede Werbung, innerhalb der ersten
48 Stunden nach Verkaufsstart über
300.000 Exemplare, womit sie zum ersten
Mal Platz 1 der deutschen Charts erreichte.
Ein Höhepunkt der Kontroverse um ihre
Vergangenheit war der 8. August 2003, als
die Böhsen Onkelz beim Konzert auf
dem EXPO-Gelände in Hannover als Vorband
der Rolling Stones auftraten: Ein auflagenstarkes
amerikanisches Blatt schrieb "Nazi-Punk-Band
opens the Stones".
Ende der Karriere
Nach dem Vertrag mit dem Plattenlabel Virgin,
der nach 3 Studioalben 1998 auslief, gründete
die Band ihr eigenes Label „rule23“,
Virgin übernahm weiterhin den Vertrieb.
rule23 wurde später in „regel23“
umbenannt. Am 24. Mai 2004 kündigten
die Onkelz offiziell ihren Rückzug
vom aktiven Musikgeschäft an. Auf der
Homepage stand: „[...] Aber –
seien wir ehrlich zu uns, das ist die logische
Konsequenz aus allem. Aus den vergangenen
24 Jahren, aus dem Keller in Hösbach
und der ausverkauften Festhalle in Frankfurt.
Die Onkelz hatten nie die Ambition, als
Rockeremiten mit ergrautem Haar auf dem
Rockolymp anzukommen, sondern wenn mit vollem
Elan und nicht schon auf dem absteigenden
Ast sitzend.“
Nach dem Erscheinen des Albums, einem Auftritt
im August beim Wacken Open Air und der restlos
ausverkauften Tour 2004 fand am 17. und
18. Juni 2005 ein Abschieds-Open-Air-Festival
unter dem Namen „Vaya Con Tioz“
(frei übersetzt: Geh mit den Onkelz)
am EuroSpeedway Lausitz statt.
Im
Rahmen dieses Open Airs brachte die Band
auch die eBay-Kartenproblematik ins Interesse
der Öffentlichkeit, da die etwa 100.000
Tickets 22 Tage nach Vorverkaufsstart komplett
verkauft waren. Eine beträchtliche
Anzahl Tickets wurde von Zwischenhändlern
aufgekauft und später bei eBay zu Wucherpreisen
wieder verkauft. Allein am Weiterverkauf
erzielten diese gewerblichen eBay Händler
so Gewinne von mehreren Hundert Prozent.
Gegen diese Problematik gingen die Böhsen
Onkelz im Rahmen des Open Airs auf dem Lausitzrings
vor, indem sie in Zusammenarbeit mit dem
offiziellen Ticketversand die Auslieferung
von Tickets an diese Händler verweigerten.
Davon betroffen waren nach Auskunft auf
der offiziellen Homepage etwa 850 Karten,
die stattdessen an die Fans verteilt wurden.
Neben den Onkelz als Headliner spielten
am Lausitzring zum Support Motörhead,
Machine Head, J.B.O., In Extremo, Psychopunch,
Children of Bodom, Pro-Pain und weitere
Bands sowie Onkelz-Coverbands wie die Enkelz
oder Frei.Wild. Bands wie Misfits und Turbonegro
hatten zuerst zugesagt, sprangen aber aufgrund
des öffentlichen Drucks ab. Marky Ramone
sagte wenige Tage vor dem Konzert ab, da
ihm in den USA mit Boykott gedroht wurde.
Während des ersten Konzertes beim Abschlussfestival
spielte die Band trotz Warnungen des Landeskriminalamtes
Brandenburg das indizierte Stück „Der
nette Mann“ vom gleichnamigen Debutalbum,
was zu einer Anzeige führte –
bei früheren Konzerten nahmen die Onkelz
dies bereits gelegentlich gegen die Zahlung
eines Ordnungsgeldes in Kauf.
AVT
live at concert:
-Tour
1996 in Wolfsburg/Kongresspark (Andre, Pilze
und Bodo waren dabei)
-Tour
2000 in Berlin/Waldbühne (Andre, Pilze
und Bodo waren dabei)
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